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Ich hatte mir noch soviel vorgenommen Lyrics

Es begann alles damit, das ich einen starken Schnupfen bekam.
Ich bin dann auch zum Arzt gegangen und habe mich untersuchen lassen.
Und er machte so'n merkwürdiges Gesicht dabei, ich fragte ihn: „Isses denn was Schlimmes?"
„Tja", meinte der, „sie haben Krebs, sie leben nur noch ein paar Tage!
Am besten sie legen sich jetzt schön ins Bett, machen sich'n paar feuchte Umschläge.
Sie haben eben zu wüst gelebt, jetzt haben sie den Salat!"
Ich war natürlich völlig durcheinander und als ich erst wieder einen klaren Gedanken fassen konnte,
bin ich dann zum dummen Bruno gegangen - ich wollte mich mal richtig aussprechen!

Ich hatte mir noch soviel vorgenommen -
Vielleicht wäre doch
Vielleicht wäre doch
Manches dabei herausgekommen!
Aber jetzt denk' ich wohl besser daran
Wie ich mir noch
Wie ich mir noch
Einen guten Abgang verschaffen kann!

In der Straße in der der dumme Bruno wohnt, gibt es besonders viele Tauben und fast jeder dritte dieser Vögel, trägt ein buntes Papierhütchen auf dem Kopf.
Der dumme Bruno, der steigt jede Nacht aus'm Fenster, grapscht sich so ein paar schlafende Tauben aus der Dachrinne, kleidet sie neu ein und lässt sie morgens wieder fliegen.

Und als ich bei ihm eintrat, hatte er grade wieder so'nen Vogel in der Mache.
Ich sagte: „Bruno, ich habe Krebs, ich muss bald sterben!"
„Oooch!", meinte Bruno, „bei deinem gestörten Verhältnis zur Umwelt ist das doch das Beste für dich.
Das muss gefeiert werden! Wir laden noch'n paar Halbtote ein und dann machen wir'n schönes Fest!"

Ich hatte mir noch soviel vorgenommen -
Vielleicht wäre doch
Vielleicht wäre doch
Manches dabei herausgekommen!
Aber jetzt denk' ich wohl besser daran
Wie ich mir noch
Wie ich mir noch
Einen guten Abgang verschaffen kann!

Zuerst gingen wir dann gemeinsam zum schönen Alfred, dem Kinderschreck.
Es ging ihm garnicht gut. Er lag schon seit einer Woche im Bett und schämte sich1
Noch vor wenigen Tagen hatte er sich, schamverletzend, aber guter Dinge einigen Kindern gezeigt, die zu seiner größten Bestürzung ganz anders darauf reagierten als er gehofft hatte.
Die Kinder umringten ihn laut lachend und schrien, er solle sich mit seinem blaugeäderten Unding begraben lassen.
Als er dann weglief, verfolgte ihn die Horde noch bis vor seine Haustür!
Bruno und ich versuchten ihn zu trösten und erzählten ihm von meinem Krebs - das brachte ihn wieder auf die Beine!

Gegen Mitternacht landeten wir dann alle im Café Kaputt. Es war sehr voll da und wir mussten uns zu Kurt an den Tisch setzen.
Der Kurt, das ist so einer, der malt naive Bilder, besitzt nebenher noch 'nen Trödelladen und 'ne Kneipe, gibt sich als armer Künstler mit Fellweste und offener Hose - hat aber dreihundertfünfzigtausend Mark auf der Bank.

Und als er von meinem Krebs hörte, schlug er mir gleich ein Geschäft vor und legte eine uralte Null-Acht auf den Tisch.
„Da", meinte er, „zwanzig Mark weil du's bist! Drei Schuss Munition gratis dazu.
Wenn du erstmal Schmerzen hast, schiebst du dir das Ding ins Maul, drückst ab - fertig, aus!"

Ich hatte mir noch soviel vorgenommen -
Vielleicht wäre doch
Vielleicht wäre doch
Manches dabei herausgekommen!
Aber jetzt denk' ich wohl besser daran
Wie ich mir noch
Wie ich mir noch
Einen guten Abgang verschaffen kann!

Ich fragte erstmal die Anderen, was sie von Kurts Angebot hielten. Die Waffe ging von Hand zu Hand und wurde für minderwertig befunden!
Man warf dem armen Kurt betrügerische Absichten vor und entweder sollte er mir das verrostete Ding samt zwanzig Schuss Munition umsonst überlassen oder 'n paar in die Fresse kriegen.

Aber nach 'ner Weile waren alle besoffen. Besoffene langweilen mich und wenn ich mich langweile, fang ich immer gleich an zu grübeln!
Die Anderen hatten ihre Zerstreuung. Der dumme Bruno vorneweg waren sie alle Mann auf die Strasse getorkelt und wollten meine Pistole ausprobieren.
Außer mir saß jetzt nur noch ein Mädchen da, mit Rändern unter den Augen. Es war die Ausländerin mit den schiefen Zähnen und den Sommersprossen!
Ich forderte sie gleich auf, mit mir nach Hause zu kommen - es sei der letzte Wunsch eines Sterbenden, den sie auf gar keinen Fall abschlagen dürfe!

Sie war begeistert! Aber als ich erfuhr, dass auch sie schwer krank war, zog ich meine Einladung sofort zurück. Ein Zigeuner aus der Carmague hatte sie angesteckt.
Ich wollte sie auch nicht beleidigen und überließ ihr, als Entschädigung, die Adresse eines Freundes, dem ich gern etwas Bleibendes vermitteln wollte!

Ich hatte mir noch soviel vorgenommen -
Vielleicht wäre doch
Vielleicht wäre doch
Manches dabei herausgekommen!
Aber jetzt denk' ich wohl besser daran
Wie ich mir noch
Wie ich mir noch
Einen guten Abgang verschaffen kann!

Und während wir beide noch so dasaßen, ballerten draußen die Säufer mit meiner Null-Acht auf die Fenster des Altersheims gegenüber!
Plötzlich hörte ich jemand brüllen: „Die Bullen kommen!" und als ich auf der Straße stand, sah ich die Horde nach allen Seiten auseinander spritzen!

Auch das Mädchen drückte sich hinter mir aus der Tür und verschwand, ohne sich von mir zu verabschieden, um die nächste Ecke1
Das Fest war zu Ende! Die Pistole lag auf dem Bürgersteig, ich steckte sie in die Tasche und bin dann auch nach Hause gegangen.

Ich hatte mir noch soviel vorgenommen -
Vielleicht wäre doch
Vielleicht wäre doch
Manches dabei herausgekommen!
Aber jetzt denk' ich wohl besser daran
Wie ich mir noch
Wie ich mir noch
Einen guten Abgang verschaffen kann!
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