He, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he, Väterchen Franz,
erzähle die Geschichte, erzähle sie ganz.
Nun gut. Väterchen Franz hebt an:
Seht ihr drüben, Mitbewohner, das Hygieneinstitut,
da, wo heut die weißen Riesen die Gehirne waschen? - Gut,
genau bis dorthin reichte damals unsre Vaterstadt,
und da lebten die im Aussatz, die man nicht ertragen hat:
Der SS-Offizier, der nachts nicht schlief, sondern schrie,
und der Zoodirektor abgehalftert wegen Sodomie,
der schwule Kommunist mit TBC und ohne Pass
und der abgefallne Priester, der noch schwarze Messen las,
das Hasenschartenkind, das biss, wenn´s bitte sagen sollt´,
und der Schreiner, der partout so wie Jesus leben wollt´.
He, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he, Väterchen Franz,
erzähle die Geschichte, erzähle sie ganz.
Nun gut. Väterchen Franz fährt fort.
Viele Jahre lebten sie dort zwischen Trümmern, Schrott und Müll,
aßen Krähen, tranken Wermut, rauchten Pfefferminz mit Dill.
Ihre Haare waren lang und ihre Bärte kraus und d***,
und sie stanken wie die Füchse, jeder hatte seinen Tick:
Der SS-Offizier, der suchte Massengräber und
stach überall mit einer Eisenstange in den Grund.
Der Zoodirektor schuf aus Pappe, Polsterzeug und Draht
ein riesengroßes Tier, das seufzen konnte, wenn man´s trat.
Der Kommunist, der malte rote Sonnen, prophezeite schon
für das nächste Wochenende die Weltrevolution.
He, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he, Väterchen Franz,
erzähle die Geschichte, erzähle sie ganz.
Nun gut. Väterchen Franz fährt fort.
Und der Priester psalmodierte monoton von früh bis spät
ein aus Kurs-, Konzils- und Kriegsbericht bestehendes Gebet.
Und der Schreiner, der vermehrte meist den Wermutwein-Vorrat,
und das Kind baute den Ratten eine richt´ge Rattenstadt.
Und so hätten sie gelebt, vielleicht bis heute irgendwann.
Doch es fing dann diese peinliche Geschichte plötzlich an:
Töchter und die Söhne aus den allerbesten Familien
zogen, zunächst heimlich, später offen nach dorthin,
sangen rohe Lieder, tranken, liebten sich die kreuz und quer,
und sie ließen ihre Haare wachsen, wuschen sich nicht mehr.
He, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he, Väterchen Franz,
erzähle die Geschichte, erzähle sie ganz.
Nun gut. Väterchen Franz fährt fort.
Viele schlugen sogar mit den Fäusten ihre Erbschaft aus,
schütteten die Mitgift in das Fass voll Saus und Braus.
Sie verbannten - dazu tanzend - gar den Abendlandaltar
und verleugneten ganz öffentlich die gelbe Gefahr.
Das ging nun freilich weiter als ein high-life-Schabernack.
Voll Angst verschloss man alle Tempeltüren, auch am Tag.
Doch im Hirtenbrief erklärte unser Zeitungszar zuletzt
das saubere Empfinden unsrer Stadt als grob verletzt,
sprach dem Senat das Misstraun aus, befahl im barschen Ton
dem fetten Polizeichef eine Säuberungsaktion.
He, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he, Väterchen Franz,
erzähle die Geschichte, erzähle sie ganz.
Nun gut. Väterchen Franz fährt fort.
Es war an einem Montag, als die Säuberung begann.
Zwanzig Bagger robbten sich zum Aussatzrevier ran.
Das Hasenschartenkind, das mit den Ratten spielte, das
bemerkte sie als erstes, brüllte, hüpfte in ein Fass.
Der SS-Offizier, der grade bohrte, hört´ es schrein,
gab Alarm, legte die Stange so wie eine Lanze ein,
galoppierte auf die Bagger zu, sang das Horst-Wessel-Lied,
der Baukolonnenführer riss die Hand hoch und sang mit.
Die Baggerrachen - tief am Boden - fauchten, und in ein´
preschte, blind vor Glück und Wut, der SS-Ritter hinein.
He, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he, Väterchen Franz,
erzähle die Geschichte, erzähle sie ganz.
Nun gut. Väterchen Franz fährt fort.
Es formierten sich die Bagger dann zu einem offnen Kreis,
rollten vor zu jenem Panzerlied .- Der Tag war glühend heiß.
Mit riesengroßen Seufzern fiel das riesengroße Tier
ineinander. Ein paar Eisenraupen knirschten drüberher.
Dann zunächst fing man mit Netzen alle Bürgerkinder ein,
warf den zappeligen Fang in große Waschtröge hinein.
Nur die Aussätzigen ließ man, und die rannten hin und her.
Doch der Kreis wurd´ enger, schloss sich, und dann sah man sie nicht mehr.
Schließlich spritzte man noch Napalm. Wollt ihr wissen, was geschah,
wie das Hasenschartenkind zum Beispiel hinterher aussah?
Nee, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
nee, Väterchen Franz,
sei´s, wie es ist.
Nein, Väterchen Franz, nein, Väterchen Franz,
hör auf mit der Geschichte, Kunst ist doch Genuss.
Nun gut. Väterchen Franz macht Schluss
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he, Väterchen Franz,
erzähle die Geschichte, erzähle sie ganz.
Nun gut. Väterchen Franz hebt an:
Seht ihr drüben, Mitbewohner, das Hygieneinstitut,
da, wo heut die weißen Riesen die Gehirne waschen? - Gut,
genau bis dorthin reichte damals unsre Vaterstadt,
und da lebten die im Aussatz, die man nicht ertragen hat:
Der SS-Offizier, der nachts nicht schlief, sondern schrie,
und der Zoodirektor abgehalftert wegen Sodomie,
der schwule Kommunist mit TBC und ohne Pass
und der abgefallne Priester, der noch schwarze Messen las,
das Hasenschartenkind, das biss, wenn´s bitte sagen sollt´,
und der Schreiner, der partout so wie Jesus leben wollt´.
He, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he, Väterchen Franz,
erzähle die Geschichte, erzähle sie ganz.
Nun gut. Väterchen Franz fährt fort.
Viele Jahre lebten sie dort zwischen Trümmern, Schrott und Müll,
aßen Krähen, tranken Wermut, rauchten Pfefferminz mit Dill.
Ihre Haare waren lang und ihre Bärte kraus und d***,
und sie stanken wie die Füchse, jeder hatte seinen Tick:
Der SS-Offizier, der suchte Massengräber und
stach überall mit einer Eisenstange in den Grund.
Der Zoodirektor schuf aus Pappe, Polsterzeug und Draht
ein riesengroßes Tier, das seufzen konnte, wenn man´s trat.
Der Kommunist, der malte rote Sonnen, prophezeite schon
für das nächste Wochenende die Weltrevolution.
He, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he, Väterchen Franz,
erzähle die Geschichte, erzähle sie ganz.
Nun gut. Väterchen Franz fährt fort.
Und der Priester psalmodierte monoton von früh bis spät
ein aus Kurs-, Konzils- und Kriegsbericht bestehendes Gebet.
Und der Schreiner, der vermehrte meist den Wermutwein-Vorrat,
und das Kind baute den Ratten eine richt´ge Rattenstadt.
Und so hätten sie gelebt, vielleicht bis heute irgendwann.
Doch es fing dann diese peinliche Geschichte plötzlich an:
Töchter und die Söhne aus den allerbesten Familien
zogen, zunächst heimlich, später offen nach dorthin,
sangen rohe Lieder, tranken, liebten sich die kreuz und quer,
und sie ließen ihre Haare wachsen, wuschen sich nicht mehr.
He, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he, Väterchen Franz,
erzähle die Geschichte, erzähle sie ganz.
Nun gut. Väterchen Franz fährt fort.
Viele schlugen sogar mit den Fäusten ihre Erbschaft aus,
schütteten die Mitgift in das Fass voll Saus und Braus.
Sie verbannten - dazu tanzend - gar den Abendlandaltar
und verleugneten ganz öffentlich die gelbe Gefahr.
Das ging nun freilich weiter als ein high-life-Schabernack.
Voll Angst verschloss man alle Tempeltüren, auch am Tag.
Doch im Hirtenbrief erklärte unser Zeitungszar zuletzt
das saubere Empfinden unsrer Stadt als grob verletzt,
sprach dem Senat das Misstraun aus, befahl im barschen Ton
dem fetten Polizeichef eine Säuberungsaktion.
He, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he, Väterchen Franz,
erzähle die Geschichte, erzähle sie ganz.
Nun gut. Väterchen Franz fährt fort.
Es war an einem Montag, als die Säuberung begann.
Zwanzig Bagger robbten sich zum Aussatzrevier ran.
Das Hasenschartenkind, das mit den Ratten spielte, das
bemerkte sie als erstes, brüllte, hüpfte in ein Fass.
Der SS-Offizier, der grade bohrte, hört´ es schrein,
gab Alarm, legte die Stange so wie eine Lanze ein,
galoppierte auf die Bagger zu, sang das Horst-Wessel-Lied,
der Baukolonnenführer riss die Hand hoch und sang mit.
Die Baggerrachen - tief am Boden - fauchten, und in ein´
preschte, blind vor Glück und Wut, der SS-Ritter hinein.
He, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
he, Väterchen Franz,
sag du, wie es ist.
He, Väterchen Franz, he, Väterchen Franz,
erzähle die Geschichte, erzähle sie ganz.
Nun gut. Väterchen Franz fährt fort.
Es formierten sich die Bagger dann zu einem offnen Kreis,
rollten vor zu jenem Panzerlied .- Der Tag war glühend heiß.
Mit riesengroßen Seufzern fiel das riesengroße Tier
ineinander. Ein paar Eisenraupen knirschten drüberher.
Dann zunächst fing man mit Netzen alle Bürgerkinder ein,
warf den zappeligen Fang in große Waschtröge hinein.
Nur die Aussätzigen ließ man, und die rannten hin und her.
Doch der Kreis wurd´ enger, schloss sich, und dann sah man sie nicht mehr.
Schließlich spritzte man noch Napalm. Wollt ihr wissen, was geschah,
wie das Hasenschartenkind zum Beispiel hinterher aussah?
Nee, Väterchen Franz,
versoffner Chronist,
nee, Väterchen Franz,
sei´s, wie es ist.
Nein, Väterchen Franz, nein, Väterchen Franz,
hör auf mit der Geschichte, Kunst ist doch Genuss.
Nun gut. Väterchen Franz macht Schluss