Onkel Richard, wenn du den suchst:
Drüben, Industriegebiet Zwei.
Geh' am Teppich-Center entlang
- da ist auch schon lange alles vorbei -
durch dies Brennessel-Distel-Feld
bis zum Lager drüben bei Frings -
Giftmüllfässer sind jetzt da drin.
Und dahinter hältst du dich links,
Trafo-Häuschen, und dann gleich rechts.
Das Gebäude da steht ganz frei,
nennen sie jetzt die South-Folk-Ranch,
ist die alte Lackiererei.
Alle Scheiben sind da noch drin,
riecht auch so wie früher noch.
Da geh' rein, die Halle durch
geradeaus und dann hinten hoch:
Meisterbude aus Glas, von da
kannst du den ganzen Betrieb überseh'n.
Da haust Onkel Richard jetzt;
mußt die steile Treppe hochgehn.
Bring ihm Pülleken Klaren mit
Hörst ihn sicher von weitem schon.
Marmor, Stein und Eisen bricht",
singt er und spielt Bandoneon.
Auf dem Sofa im Schneidersitz
hockt er da im Drillichanzug,
ganz mit Stickern beklebt. Auf dem Kopf:
Tropenhelm mit Nackentuch.
Sieben Fernsehglotzen sind an,
laufen allerdings ohne Ton.
Nur beim Testbild stellt er den an,
stimmt danach sein Bandoneon.
Fotos überall angepinnt:
Clara Zetkin und Marilyn,
Stalin, Beatles und Denver-Clan
und die Erde, vom Mond gesehn.
Den Betrieb fegt er jeden Tag,
repariert und bosselt für nix.
Alles proper hält er, sagt er,
und in Schuß für den Tag X.
Jedem hat er erzählt, er glaubt
jetzt an eine Wiedergeburt.
Eigentlich wär' er vom anderen Stern
vor -zig tausend Jahren angesurrt.
Seine k**pel aus dem All
kämen eines Tages an,
übernähmen den ganzen Betrieb,
und dann wär' er da und denen ihr Mann.
Wer ihm das eingeflüstert hat,
das weiß hier keiner. Jedenfalls
aus der Kunsthochschule ein paar
In der Rundschau ein Foto von ihm
und Artikel; da heißt es dann,
postmodern und Avantgarde -
alles in eins wär' der Mann.
Nennen ihn „Richi, der Ufo-King".
Natürlich ist Onkel Richard bestußt.
Hier die Leute meinen aber:
Der hat schon immer mehr gewußt
Überhaupt, wenn du mich so fragst:
Hier ist alles ziemlich verkracht.
Heinzi Pottmann ist im Knast,
hat bei Aldi Kasse gemacht
Jürgen ist bei den n***s jetzt,
seine Tochter geht auf den Strich.
Viele sitzen jetzt morgens schon
drüben bei Erwin, besaufen sich.
Onkel Richard lacht da bloß,
sagt: „Geht immer mehr bergab,
bis endlich der Erlöser kommt."
Fränzken, hau besser gleich wieder ab.
Drüben, Industriegebiet Zwei.
Geh' am Teppich-Center entlang
- da ist auch schon lange alles vorbei -
durch dies Brennessel-Distel-Feld
bis zum Lager drüben bei Frings -
Giftmüllfässer sind jetzt da drin.
Und dahinter hältst du dich links,
Trafo-Häuschen, und dann gleich rechts.
Das Gebäude da steht ganz frei,
nennen sie jetzt die South-Folk-Ranch,
ist die alte Lackiererei.
Alle Scheiben sind da noch drin,
riecht auch so wie früher noch.
Da geh' rein, die Halle durch
geradeaus und dann hinten hoch:
Meisterbude aus Glas, von da
kannst du den ganzen Betrieb überseh'n.
Da haust Onkel Richard jetzt;
mußt die steile Treppe hochgehn.
Bring ihm Pülleken Klaren mit
Hörst ihn sicher von weitem schon.
Marmor, Stein und Eisen bricht",
singt er und spielt Bandoneon.
Auf dem Sofa im Schneidersitz
hockt er da im Drillichanzug,
ganz mit Stickern beklebt. Auf dem Kopf:
Tropenhelm mit Nackentuch.
Sieben Fernsehglotzen sind an,
laufen allerdings ohne Ton.
Nur beim Testbild stellt er den an,
stimmt danach sein Bandoneon.
Fotos überall angepinnt:
Clara Zetkin und Marilyn,
Stalin, Beatles und Denver-Clan
und die Erde, vom Mond gesehn.
Den Betrieb fegt er jeden Tag,
repariert und bosselt für nix.
Alles proper hält er, sagt er,
und in Schuß für den Tag X.
Jedem hat er erzählt, er glaubt
jetzt an eine Wiedergeburt.
Eigentlich wär' er vom anderen Stern
vor -zig tausend Jahren angesurrt.
Seine k**pel aus dem All
kämen eines Tages an,
übernähmen den ganzen Betrieb,
und dann wär' er da und denen ihr Mann.
Wer ihm das eingeflüstert hat,
das weiß hier keiner. Jedenfalls
aus der Kunsthochschule ein paar
In der Rundschau ein Foto von ihm
und Artikel; da heißt es dann,
postmodern und Avantgarde -
alles in eins wär' der Mann.
Nennen ihn „Richi, der Ufo-King".
Natürlich ist Onkel Richard bestußt.
Hier die Leute meinen aber:
Der hat schon immer mehr gewußt
Überhaupt, wenn du mich so fragst:
Hier ist alles ziemlich verkracht.
Heinzi Pottmann ist im Knast,
hat bei Aldi Kasse gemacht
Jürgen ist bei den n***s jetzt,
seine Tochter geht auf den Strich.
Viele sitzen jetzt morgens schon
drüben bei Erwin, besaufen sich.
Onkel Richard lacht da bloß,
sagt: „Geht immer mehr bergab,
bis endlich der Erlöser kommt."
Fränzken, hau besser gleich wieder ab.