Ich hab Opern schrecklich gern,
aber das ist so eine G'schicht,
denn was die manchmal hineinschreiben, die Herrn,
das versteht unsereiner ja nicht.
Warum, in der Zauberflöte, liebt Pamina den Tamino?
Und warum nahm Margarete nicht den Faust einmal ins Kino?
Warum sperrte Desdemona ihre Tür nicht besser zu?
Und warum ließ in Verona Romeo Julia nicht in Ruh?
Warum singt die Carmen Lieder für José, den dummen Kerl?
Und warum bleibt die Aida bis zum Ende ein Sklavengirl?
Ja, noch viele Fragen blieben, aber Antworten hätt keinen Sinn.
Ich hab eine Oper geschrieben, da ist alles logisch drin.
Würde Sie das interessieren? Leihen Sie mir Ihr Gehör!
Ich werd Sie nicht irreführen. Heute abend ist Premiere.
Seht das schöne Opernhaus. Sieht es nicht fantastisch aus?
Also, gehen wir hinein! Ist es nicht wunderbar hier?
Damen in großer Abendtoilette, Herren im Frack,
Hunde werden an der Leine geführt.
Werfen wir rasch einen Blick ins Programmheft, bevor es anfängt!
Aha, da steht se ja schon: "Große Oper in drei Akten.
Der Ritter und die Ritterin haben einen Schwips". Oder: "Kiss me, Kater!"
Besetzung:
Der Ritter Kuno, von seinen Freunden Kunigl genannt - Tenor.
Die Ritterin Kunigunde, von ihren Freundinnen Kuniglgunde genannt - Baß.
Emma, ihre Mutter - Alt. Ella, ihre Großmutter - sehr alt.
Eberhard, ihr minderwertiger Bruder - Sopran.
Evergreen, das Pferd des Ritters - ein Rappe. Das ist sicherlich eine Sprechrolle.
Da gehen die Lichter aus, der Dirigent kommt herein,
hebt den Taktstock, Vorhang auf!
Wir befinden uns in einem düsteren Wald,
nahe der Stadtgrenze von Bad Godesberg.
Der Ritter tritt auf zum Motiv von - Boogie-Woogie.
Also - der Ritter!
Es ist ganz unerläßlich, daß er schön und schlank und wunderbar,
aber heute ist er häßlich. Sogar die Perücke verliert schon das Haar.
Er war mal Tenor, aber jetzt ist er heiser.
Dann die Ritterin:
Schauen wir der ins Gesicht, hat sie blaue Augen, einen Rosenmund,
aber jung ist sie nicht. Und außerdem wiegt sie dreihundert Pfund.
Ihre Stimme war einmal stark, aber jetzt ist sie leiser.
Was geschieht jetzt?
Der Ritter trifft die Ritterin unter einer Linde.
Da schnitzen sie zusammen ihre Namen in die Rinde.
Da kommt der Ritterin Mutter daher, die ist auch in den Ritter verknallt
und fragt, wie er sich das vorstellt und wer jetzt die Linde bezahlt.
Darauf durchbohrt er sie mit seinem Schwert und macht ihr den Garaus.
Und die Ritterin schreit, der Vorhang fällt, und der erste Akt ist aus.
Jetzt kommt eine Pause. Manche gehen nach Hause,
manche trinken Brause, das ist der Zweck der Pause.
Wie schön ist es, eine Wurst zu verzehren und gleichzeitig Opern anzuhören!
Was sagen Sie nur zu dem Tenor? Der kommt mir wirklich schrecklich vor.
Was reden Sie da? Der ist wunderbar! Aber nicht so gut, wie er einmal war.
Was halten Sie von seinem hohen C? Das war doch kein C, das war ein B!
Von Musik versteh ich jeden Ton, meine Schwester spielt sehr gut Grammophon
da läutet die Glocke. Das ist ein Glück! Die Pause ist aus, gehen wir zurück!
Das Publikum wartet - die Lichter gehen aus
der Dirigent kommt herein, hebt den Taktstock, Vorhang!
Im zweiten Akt, da sitzt der Ritter zu Haus auf seiner Matratzen.
Er hat eine eiserne Rüstung an und möcht sich so gern kratzen.
Da singt er eine Arie, und das ist ein Malheur.
Er singt "Figaro, Figaro, Figaro", aber der Figaro ist grad beim Friseur.
Da schreit er wie ein gehetztes Tier, und noch immer ist kein Applaus.
Da hängt er sich auf, der Vorhang fällt, und der zweite Akt ist aus.
Wieder eine Pause. Manche gehen nach Hause,
manche trinken Brause, das ist der Zweck der Pause.
Wie schön ist es, in einen Käse zu beißen
und gleichzeitig Opern zu verreißen!
Der Dirigent ist fürchterlich, so viel Talent, das hab auch ich.
Was reden Sie da? Sie sind nicht gescheit!
Wie finden Sie mein neues Kleid?
Die Klara hat noch keinen Mann. Das ist kein Wunder schauen Sie s' an!
Mir tut ja nur die Mutter leid. Wie finden Sie mein neues Kleid?
Ich halt die Oper für geschwollen. Wir hätten ins Kino gehen sollen.
Ich mach's mir b***er und Kakao. Das ist doch gar nicht seine Frau.
Die Paula wird schon ziemlich breit, Wie finden Sie mein neues Kleid?
Da läutet die Glocke. Das ist ein Glück! Die Pause ist aus, gehen wir zurück!
Das Publikum wartet, Lichter gehen aus, Dirigent kommt herein
hebt den Taktstock, Anschnallen! Rauchen einstellen! Vorhang!
Der dritte Akt, der bringt die Spannung auf ein Maximum.
Der Ritter hat sich zwar aufgehängt, doch spukt er als Geist herum.
Die Ritterin, die mag ihn nicht, als Geist oder als Toten,
denn erstens ist er ihr unsympathisch, und zweitens ist Spucken verboten.
Da singt sie: "Nur der Schönheit weiht' ich mein Leben -" und stirbt.
Und ihr Bruder singt: "Lache, Bajazzo -" und stirbt.
Der Dirigent singt: "Oh, wie so trügerisch
sind Frauenherzen -" und stirbt.
Endlich sind alle tot, was niemanden geniert.
Das Publikum ist nur halbtot, also wird etwas applaudiert.
Plötzlich geht der Vorhang auf. Was hat sich begeben?
Der Ritter, Ritterin, Mutter, Bruder, alle sind wieder am Leben.
Das Publikum wird wild und schreit: "Wo ist der Schwan?"
Der Ritter wird melancholisch und heiratet den Sopran.
Der Regisseur verbeugt sich tief, der Dirigent noch tiefer.
Der Bruder lächelt zu viel und verstaucht sich seinen Kiefer.
Die Herren und Damen des Chors, die wälzen sich auf der Erde.
Der Rappe stellt sich als Rappin heraus und kriegt drei kleine Pferde.
Ein Zahnarzt springt auf den Trompeter und schaut sich seinen Gaumen an.
Der Konzertmeister wird wahnsinnig und zündet seinen Daumen an.
Das Publikum stürmt die Bühne und brüllt nach Autogrammen.
Es wird geschrien, gejohlt, getobt, und das ganze Haus bricht zusammen.
Na, ist das nicht besser als Liszt und Puccini,
Chopin, Schostakowitsch, Ravel, Paganini,
Gounod, Debussy oder Leoncavallo
und Smetana, Schubert, Suppé und De Falla,
Menotti, Rossini, Rachmaninoff, Händel,
Vivaldi und Weber, Scarlatti und Mendelssohn,
Gluck, Donizetti, Glinka und Delius,
Bruckner, Respighi, Tschaikowsky, Sibelius?
Meine Oper ist besser als deren!
Meine Oper, die muß sich bewähren, denn meine Oper ist feurig und wild.
Meine Oper ist die schönste von allen,
Meine Oper wird allen gefallen, denn meine Oper wird nirgends gespielt.
aber das ist so eine G'schicht,
denn was die manchmal hineinschreiben, die Herrn,
das versteht unsereiner ja nicht.
Warum, in der Zauberflöte, liebt Pamina den Tamino?
Und warum nahm Margarete nicht den Faust einmal ins Kino?
Warum sperrte Desdemona ihre Tür nicht besser zu?
Und warum ließ in Verona Romeo Julia nicht in Ruh?
Warum singt die Carmen Lieder für José, den dummen Kerl?
Und warum bleibt die Aida bis zum Ende ein Sklavengirl?
Ja, noch viele Fragen blieben, aber Antworten hätt keinen Sinn.
Ich hab eine Oper geschrieben, da ist alles logisch drin.
Würde Sie das interessieren? Leihen Sie mir Ihr Gehör!
Ich werd Sie nicht irreführen. Heute abend ist Premiere.
Seht das schöne Opernhaus. Sieht es nicht fantastisch aus?
Also, gehen wir hinein! Ist es nicht wunderbar hier?
Damen in großer Abendtoilette, Herren im Frack,
Hunde werden an der Leine geführt.
Werfen wir rasch einen Blick ins Programmheft, bevor es anfängt!
Aha, da steht se ja schon: "Große Oper in drei Akten.
Der Ritter und die Ritterin haben einen Schwips". Oder: "Kiss me, Kater!"
Besetzung:
Der Ritter Kuno, von seinen Freunden Kunigl genannt - Tenor.
Die Ritterin Kunigunde, von ihren Freundinnen Kuniglgunde genannt - Baß.
Emma, ihre Mutter - Alt. Ella, ihre Großmutter - sehr alt.
Eberhard, ihr minderwertiger Bruder - Sopran.
Evergreen, das Pferd des Ritters - ein Rappe. Das ist sicherlich eine Sprechrolle.
Da gehen die Lichter aus, der Dirigent kommt herein,
hebt den Taktstock, Vorhang auf!
Wir befinden uns in einem düsteren Wald,
nahe der Stadtgrenze von Bad Godesberg.
Der Ritter tritt auf zum Motiv von - Boogie-Woogie.
Also - der Ritter!
Es ist ganz unerläßlich, daß er schön und schlank und wunderbar,
aber heute ist er häßlich. Sogar die Perücke verliert schon das Haar.
Er war mal Tenor, aber jetzt ist er heiser.
Dann die Ritterin:
Schauen wir der ins Gesicht, hat sie blaue Augen, einen Rosenmund,
aber jung ist sie nicht. Und außerdem wiegt sie dreihundert Pfund.
Ihre Stimme war einmal stark, aber jetzt ist sie leiser.
Was geschieht jetzt?
Der Ritter trifft die Ritterin unter einer Linde.
Da schnitzen sie zusammen ihre Namen in die Rinde.
Da kommt der Ritterin Mutter daher, die ist auch in den Ritter verknallt
und fragt, wie er sich das vorstellt und wer jetzt die Linde bezahlt.
Darauf durchbohrt er sie mit seinem Schwert und macht ihr den Garaus.
Und die Ritterin schreit, der Vorhang fällt, und der erste Akt ist aus.
Jetzt kommt eine Pause. Manche gehen nach Hause,
manche trinken Brause, das ist der Zweck der Pause.
Wie schön ist es, eine Wurst zu verzehren und gleichzeitig Opern anzuhören!
Was sagen Sie nur zu dem Tenor? Der kommt mir wirklich schrecklich vor.
Was reden Sie da? Der ist wunderbar! Aber nicht so gut, wie er einmal war.
Was halten Sie von seinem hohen C? Das war doch kein C, das war ein B!
Von Musik versteh ich jeden Ton, meine Schwester spielt sehr gut Grammophon
da läutet die Glocke. Das ist ein Glück! Die Pause ist aus, gehen wir zurück!
Das Publikum wartet - die Lichter gehen aus
der Dirigent kommt herein, hebt den Taktstock, Vorhang!
Im zweiten Akt, da sitzt der Ritter zu Haus auf seiner Matratzen.
Er hat eine eiserne Rüstung an und möcht sich so gern kratzen.
Da singt er eine Arie, und das ist ein Malheur.
Er singt "Figaro, Figaro, Figaro", aber der Figaro ist grad beim Friseur.
Da schreit er wie ein gehetztes Tier, und noch immer ist kein Applaus.
Da hängt er sich auf, der Vorhang fällt, und der zweite Akt ist aus.
Wieder eine Pause. Manche gehen nach Hause,
manche trinken Brause, das ist der Zweck der Pause.
Wie schön ist es, in einen Käse zu beißen
und gleichzeitig Opern zu verreißen!
Der Dirigent ist fürchterlich, so viel Talent, das hab auch ich.
Was reden Sie da? Sie sind nicht gescheit!
Wie finden Sie mein neues Kleid?
Die Klara hat noch keinen Mann. Das ist kein Wunder schauen Sie s' an!
Mir tut ja nur die Mutter leid. Wie finden Sie mein neues Kleid?
Ich halt die Oper für geschwollen. Wir hätten ins Kino gehen sollen.
Ich mach's mir b***er und Kakao. Das ist doch gar nicht seine Frau.
Die Paula wird schon ziemlich breit, Wie finden Sie mein neues Kleid?
Da läutet die Glocke. Das ist ein Glück! Die Pause ist aus, gehen wir zurück!
Das Publikum wartet, Lichter gehen aus, Dirigent kommt herein
hebt den Taktstock, Anschnallen! Rauchen einstellen! Vorhang!
Der dritte Akt, der bringt die Spannung auf ein Maximum.
Der Ritter hat sich zwar aufgehängt, doch spukt er als Geist herum.
Die Ritterin, die mag ihn nicht, als Geist oder als Toten,
denn erstens ist er ihr unsympathisch, und zweitens ist Spucken verboten.
Da singt sie: "Nur der Schönheit weiht' ich mein Leben -" und stirbt.
Und ihr Bruder singt: "Lache, Bajazzo -" und stirbt.
Der Dirigent singt: "Oh, wie so trügerisch
sind Frauenherzen -" und stirbt.
Endlich sind alle tot, was niemanden geniert.
Das Publikum ist nur halbtot, also wird etwas applaudiert.
Plötzlich geht der Vorhang auf. Was hat sich begeben?
Der Ritter, Ritterin, Mutter, Bruder, alle sind wieder am Leben.
Das Publikum wird wild und schreit: "Wo ist der Schwan?"
Der Ritter wird melancholisch und heiratet den Sopran.
Der Regisseur verbeugt sich tief, der Dirigent noch tiefer.
Der Bruder lächelt zu viel und verstaucht sich seinen Kiefer.
Die Herren und Damen des Chors, die wälzen sich auf der Erde.
Der Rappe stellt sich als Rappin heraus und kriegt drei kleine Pferde.
Ein Zahnarzt springt auf den Trompeter und schaut sich seinen Gaumen an.
Der Konzertmeister wird wahnsinnig und zündet seinen Daumen an.
Das Publikum stürmt die Bühne und brüllt nach Autogrammen.
Es wird geschrien, gejohlt, getobt, und das ganze Haus bricht zusammen.
Na, ist das nicht besser als Liszt und Puccini,
Chopin, Schostakowitsch, Ravel, Paganini,
Gounod, Debussy oder Leoncavallo
und Smetana, Schubert, Suppé und De Falla,
Menotti, Rossini, Rachmaninoff, Händel,
Vivaldi und Weber, Scarlatti und Mendelssohn,
Gluck, Donizetti, Glinka und Delius,
Bruckner, Respighi, Tschaikowsky, Sibelius?
Meine Oper ist besser als deren!
Meine Oper, die muß sich bewähren, denn meine Oper ist feurig und wild.
Meine Oper ist die schönste von allen,
Meine Oper wird allen gefallen, denn meine Oper wird nirgends gespielt.