In einem gut gepflegten Stadtforst
lebte einmal ein mutiges und belesenes Eichhorn
direkt am Rande des Natur-Lehrpfades.
Dort trug jeder Baum ein Namensschild,
damit er wusste, wie er hieß;
und das belesene Eichhorn
prägte sich alles genau ein,
besonders die lateinischen Namen.
Mehr tat es nicht, denn es wollte gern
ein intellektuelles Eichhorn sein.
Frau Eichhorn war das nun aber gar nicht recht,
"Keine Nuss ist auf der hohen Kante",
raunte sie, "und nichts hab' ich anzuzieh'n.
Seit Jahren lauf' ich nun schon herum
in diesem schäbigen braunen Filz!"
"Aber Porcia", entgegnete das Eichhorn mutig,
"so hat es die Natur nun mal gewollt.
So steht es auch auf jener Tafel:
gemeines Eichhorn, scimurus vulgaris,
baumbewohnendes Nagetier,
buschiger Schweif,
Fell: rötlich-braun."
Frau Eichhorn sprach: "Von deinen Tafeln
brauchst du mir gar nichts vorzuschwafeln!
Ich wünsche mir, denn mir gefällt's,
zum Winter einen Wieselpelz."
"Wiesel..?!?", jammerte das Eichhorn mutig,
Hör ich recht? - mustela nivalis?
Blutrünstiges Kleinraubtier und
natürlicher Feind des gemeinen Eichhorns?"
"Auch ein Feind", meint Frau Eichhorn gut aufgelegt,
"hält warm, wenn man sein Fell im Winter trägt.
Und nun, mein geliebter sivicius raetrox,
scher' dich fort, sonst blas' ich dir Pfeffer
in deinen podex colossales."
Da schlich das Eichhorn mutig von dannen,
bewaffnete sich mit einem knorrigen Waldglockenblümchen,
und machte sich auf die Wieseljagd.
Um sich Mut zu machen,
murmelte es dauernd geflügelte Worte, wie:
"Si tacuisses, philosophos mansisses...""
"So isses!", meinte das Wiesel
und sprang auf den Busch!
"Doch sei auf der Hut!
Mich gelüstet nach eines Römers Blut!
Ergo status!"
Beherzt sprang das Eichhorn
auf eine nahegelegene Tanne
und zitterte so heftig vor Mut,
dass ein Zapfen herunterfiel
und dem Wiesel das Bewusstsein raubte.
Als es sich nach einer guten Stunde
immer noch nicht gerührt hatte,
sprang das Eichhorn mutig vom Baum herab
und hieb ihm, mit einem gewaltigen Streich,
die Glockenblume ins Genick
Da starb das Wiesel mit Gestöhn'
und rief: "Und dennoch war es schön!"
"Vae victis" triumphierte das Eichhorn mutig,
schleifte das Wiesel durch den Wald
und brüllte: "Ich hab' das Unmögliche möglich gemacht,
ich habe das Wiesel umgebracht!
In meiner Wut bin ich fürchterlich!
Ich bring' dir den Pelz, Porcia, freust du dich?"
Doch Porcias Freude war nicht ungetrübt,
denn der Marder hatte sie g'rade gefressen.
Und ungeniert verspeiste er
das mutige Eichhorn zum Dessert.
"Zwei Hörnchen im Bauch", meinte er danach,
"sind besser, als ein Brötchen auf dem Dach."
Moral:
Sitzt der Marder hinterm Baum
nützt Latein dem Eichhorn kaum.
Oder:
Wer das Unmögliche möglich macht,
sollte dennoch das Wahrscheinliche
nicht ganz aus den Augen verlieren.
lebte einmal ein mutiges und belesenes Eichhorn
direkt am Rande des Natur-Lehrpfades.
Dort trug jeder Baum ein Namensschild,
damit er wusste, wie er hieß;
und das belesene Eichhorn
prägte sich alles genau ein,
besonders die lateinischen Namen.
Mehr tat es nicht, denn es wollte gern
ein intellektuelles Eichhorn sein.
Frau Eichhorn war das nun aber gar nicht recht,
"Keine Nuss ist auf der hohen Kante",
raunte sie, "und nichts hab' ich anzuzieh'n.
Seit Jahren lauf' ich nun schon herum
in diesem schäbigen braunen Filz!"
"Aber Porcia", entgegnete das Eichhorn mutig,
"so hat es die Natur nun mal gewollt.
So steht es auch auf jener Tafel:
gemeines Eichhorn, scimurus vulgaris,
baumbewohnendes Nagetier,
buschiger Schweif,
Fell: rötlich-braun."
Frau Eichhorn sprach: "Von deinen Tafeln
brauchst du mir gar nichts vorzuschwafeln!
Ich wünsche mir, denn mir gefällt's,
zum Winter einen Wieselpelz."
"Wiesel..?!?", jammerte das Eichhorn mutig,
Hör ich recht? - mustela nivalis?
Blutrünstiges Kleinraubtier und
natürlicher Feind des gemeinen Eichhorns?"
"Auch ein Feind", meint Frau Eichhorn gut aufgelegt,
"hält warm, wenn man sein Fell im Winter trägt.
Und nun, mein geliebter sivicius raetrox,
scher' dich fort, sonst blas' ich dir Pfeffer
in deinen podex colossales."
Da schlich das Eichhorn mutig von dannen,
bewaffnete sich mit einem knorrigen Waldglockenblümchen,
und machte sich auf die Wieseljagd.
Um sich Mut zu machen,
murmelte es dauernd geflügelte Worte, wie:
"Si tacuisses, philosophos mansisses...""
"So isses!", meinte das Wiesel
und sprang auf den Busch!
"Doch sei auf der Hut!
Mich gelüstet nach eines Römers Blut!
Ergo status!"
Beherzt sprang das Eichhorn
auf eine nahegelegene Tanne
und zitterte so heftig vor Mut,
dass ein Zapfen herunterfiel
und dem Wiesel das Bewusstsein raubte.
Als es sich nach einer guten Stunde
immer noch nicht gerührt hatte,
sprang das Eichhorn mutig vom Baum herab
und hieb ihm, mit einem gewaltigen Streich,
die Glockenblume ins Genick
Da starb das Wiesel mit Gestöhn'
und rief: "Und dennoch war es schön!"
"Vae victis" triumphierte das Eichhorn mutig,
schleifte das Wiesel durch den Wald
und brüllte: "Ich hab' das Unmögliche möglich gemacht,
ich habe das Wiesel umgebracht!
In meiner Wut bin ich fürchterlich!
Ich bring' dir den Pelz, Porcia, freust du dich?"
Doch Porcias Freude war nicht ungetrübt,
denn der Marder hatte sie g'rade gefressen.
Und ungeniert verspeiste er
das mutige Eichhorn zum Dessert.
"Zwei Hörnchen im Bauch", meinte er danach,
"sind besser, als ein Brötchen auf dem Dach."
Moral:
Sitzt der Marder hinterm Baum
nützt Latein dem Eichhorn kaum.
Oder:
Wer das Unmögliche möglich macht,
sollte dennoch das Wahrscheinliche
nicht ganz aus den Augen verlieren.