In meinem Verschlag,
von dem aus ich der Literatur unter die Röcke sehe,
in diesem erbärmlich kleinen Lichtkegel,
sitze ich hautnah, als erster, wissendster Zuschauer.
Ich bin Souffleur.
Während die anderen dort oben mit ihrer Bronchitis kämpfen
oder dem nervösen Asthma,
wiederhole ich stundenlang den Text,
den ich offenbar als einziger auswendig kann.
Das ist kein Vergnügen.
Der Faust war vielleicht in seiner Jugend vor sechzig Jahren ganz begabt,
aber mittlerweile ist er Provinz,
und wie er outriert!
Was dieses Möchtegern-Gretchen betrifft,
sollte sie sich lieber ein oder zwei Kinder machen lassen.
Ich meine, wenn sich jemand dafür hergibt.
Das ist doch nicht seriös.
Würde ich an die Stelle dieses Mephisto treten,
wäre das Theater nicht so gähnend leer.
Gott, hab'ich es satt!
Laßt mich doch Vergeltung üben!
Diese Bretter sollen brennen,
und ich möchle niedersinken unter Bravo-Rufen
zwischen Jubel-Schreien,
Blumen werden auf mich regnen.
Man wird trampeln,
wird mich segnen.
Mich, den König der Tragöden.
Wäre da nicht der Direktor, das Cretin,
der meine Begabung nicht erkennt.
Es schmerzt, diese alte Schlange zu beobachten,
die die Marthe Schwertlein schmiert;
ihr Satz: "Hat sich das Herz nicht irgendwo gebunden?" klingt,
als würde sie fragen: "Wie spät ist es?"
Unglaublich das Ganze.
Ich schwöre bei der heiligen Duse,
ich besitze noch im Schlaf mehr Seele und Grandezza.
Es gibt tatsächlich Abende,
wo die Leute von den Rängen Wiederholung fordern,
wenn sie mich soufflieren hören.
Laßt mich doch Vergeltung üben!
Diese Bretter sollen brennen,
und dann geh' ich in das Toben,
in die Bravo-Rufe, -
hört das Jubel-Schreien!
Vor mir seh' ich die Kritiken,
das euphorische Entzücken.
Und sie alle wollen wissen,
wie es dazu kommen konnte,
daß der Trottel von Direktor
mein Talent solange verkannte.
Man muß sich das vorstellen,
dieses Pack,
an Sprachfehlern und Stotterern,
das über die Bühne stolziert: "Du gleichst dem Geist,
den du begreifst" oder
"Da seid ihr eben recht am Ort".
Im übrigen, Gretchens Bruder trinkt,
ja, sogar mehr als ich,
er wird an einer anmutigen Zirrhose krepieren,
oder vielleicht torkelt er auch in eine Straßenbahn.
Das ist auch sehr hübsch,
aber noch bin ich ihm nahe.
Ich helfe ihm oder ich lasse ihn hängen.
Seht, ich werde mich erheben,
in Kostüm und Maske leben,
um dem Publikum zu dienen,
das mich so vergöttert,
das mir applaudiert.
Einmal steht zwischen Kulissen
dann der schwitzende Direktor,
und er möchte mir versichern,
daß er immer an mich glaubte,
und ich sage: Es ist gut: sie können gehn, mein Lieber.
Das sind Triumphe!
Was ist denn los da oben,
was starren denn schon wieder alle auf mich hinunter,
warum schweigen sie denn alle?!
Was, mein Gott, wem hab' ich vergessen zu soufflieren?
Madonna hilf mir,
in welchem Akt sind wir denn überhaupt?
Na ja, nicht gleich eine Panik,
keine Panik, ich weiß ja: Faust, Faust!
Natürlich, Domszene,
Gretchen, Gretchen,
unter vielem Volke,
das ist es ja, ja,
der böse Geist hinter Gretchen.
Gretchen sagt: "Weh, wär' ich die Gedanken los,
die mir herüber und hinüber gehen,
wider mich."
Gedanken versteht sie mich nicht?!
Gedanke, G. G, Goethe, wie Grundgens.
Schwerhörige Mißgeburt,
Unbegabte,
die Dame sollte die Glöcknerin von Notre Dame spielen...!
von dem aus ich der Literatur unter die Röcke sehe,
in diesem erbärmlich kleinen Lichtkegel,
sitze ich hautnah, als erster, wissendster Zuschauer.
Ich bin Souffleur.
Während die anderen dort oben mit ihrer Bronchitis kämpfen
oder dem nervösen Asthma,
wiederhole ich stundenlang den Text,
den ich offenbar als einziger auswendig kann.
Das ist kein Vergnügen.
Der Faust war vielleicht in seiner Jugend vor sechzig Jahren ganz begabt,
aber mittlerweile ist er Provinz,
und wie er outriert!
Was dieses Möchtegern-Gretchen betrifft,
sollte sie sich lieber ein oder zwei Kinder machen lassen.
Ich meine, wenn sich jemand dafür hergibt.
Das ist doch nicht seriös.
Würde ich an die Stelle dieses Mephisto treten,
wäre das Theater nicht so gähnend leer.
Gott, hab'ich es satt!
Laßt mich doch Vergeltung üben!
Diese Bretter sollen brennen,
und ich möchle niedersinken unter Bravo-Rufen
zwischen Jubel-Schreien,
Blumen werden auf mich regnen.
Man wird trampeln,
wird mich segnen.
Mich, den König der Tragöden.
Wäre da nicht der Direktor, das Cretin,
der meine Begabung nicht erkennt.
Es schmerzt, diese alte Schlange zu beobachten,
die die Marthe Schwertlein schmiert;
ihr Satz: "Hat sich das Herz nicht irgendwo gebunden?" klingt,
als würde sie fragen: "Wie spät ist es?"
Unglaublich das Ganze.
Ich schwöre bei der heiligen Duse,
ich besitze noch im Schlaf mehr Seele und Grandezza.
Es gibt tatsächlich Abende,
wo die Leute von den Rängen Wiederholung fordern,
wenn sie mich soufflieren hören.
Laßt mich doch Vergeltung üben!
Diese Bretter sollen brennen,
und dann geh' ich in das Toben,
in die Bravo-Rufe, -
hört das Jubel-Schreien!
Vor mir seh' ich die Kritiken,
das euphorische Entzücken.
Und sie alle wollen wissen,
wie es dazu kommen konnte,
daß der Trottel von Direktor
mein Talent solange verkannte.
Man muß sich das vorstellen,
dieses Pack,
an Sprachfehlern und Stotterern,
das über die Bühne stolziert: "Du gleichst dem Geist,
den du begreifst" oder
"Da seid ihr eben recht am Ort".
Im übrigen, Gretchens Bruder trinkt,
ja, sogar mehr als ich,
er wird an einer anmutigen Zirrhose krepieren,
oder vielleicht torkelt er auch in eine Straßenbahn.
Das ist auch sehr hübsch,
aber noch bin ich ihm nahe.
Ich helfe ihm oder ich lasse ihn hängen.
Seht, ich werde mich erheben,
in Kostüm und Maske leben,
um dem Publikum zu dienen,
das mich so vergöttert,
das mir applaudiert.
Einmal steht zwischen Kulissen
dann der schwitzende Direktor,
und er möchte mir versichern,
daß er immer an mich glaubte,
und ich sage: Es ist gut: sie können gehn, mein Lieber.
Das sind Triumphe!
Was ist denn los da oben,
was starren denn schon wieder alle auf mich hinunter,
warum schweigen sie denn alle?!
Was, mein Gott, wem hab' ich vergessen zu soufflieren?
Madonna hilf mir,
in welchem Akt sind wir denn überhaupt?
Na ja, nicht gleich eine Panik,
keine Panik, ich weiß ja: Faust, Faust!
Natürlich, Domszene,
Gretchen, Gretchen,
unter vielem Volke,
das ist es ja, ja,
der böse Geist hinter Gretchen.
Gretchen sagt: "Weh, wär' ich die Gedanken los,
die mir herüber und hinüber gehen,
wider mich."
Gedanken versteht sie mich nicht?!
Gedanke, G. G, Goethe, wie Grundgens.
Schwerhörige Mißgeburt,
Unbegabte,
die Dame sollte die Glöcknerin von Notre Dame spielen...!